Blog zum NW-Bildungstag 2025

Christian Gubler: Schule & Berufswelt 2040 aus Sicht eines Quereinsteigers in den Lehrberuf

19. Mai 2025
(Foto: Christian Gubler)

«Es besteht immer die Möglichkeit, zu wechseln»

Meine Sicht auf das Thema „Schule und Berufswelt 2040“ ist durch zwei Perspektiven geprägt: Zum einen durch meinen ursprünglichen technischen Berufsweg, der mich über eine Berufslehre, eine höhere Fachprüfung, ein Studium und ein Nachdiplomstudium zu einem führenden Pharmaunternehmen geführt hat. Vor und auch während des Quereinsteiger-Studiums, arbeitete ich als Senior Contracts Manager und ich werde diese Tätigkeit auch in einem reduzierten Pensum weiter wahrnehmen. Zum anderen dadurch, dass ich an der Pädagogischen Hochschule der FHNW den Quereinstieg für die Primarschule absolviere und nun bald zwei Jahren als Primarlehrer tätig bin.

Aus meiner Sicht ist es sehr zu begrüssen, dass die Schweiz sich durch eine offene Bildungslandschaft auszeichnet, in der sich viele verschiedene Wege auftun und immer die Möglichkeit besteht, nach Alternativen zu suchen. Das kann über Weiterqualifikation geschehen, aber auch durch einen beruflichen Neuanfang. Für mich ist der Quereinstieg in den Lehrberuf eine sehr schöne Gelegenheit gewesen, einen solchen Neuanfang zu machen. Ich habe viel Freude an meiner Arbeit als Fachlehrperson, wobei es mir sehr geholfen hat, dass mein Einstieg durch eine Praxislehrperson, eine Mentorin und das Lehrerkollegium zu jeder Zeit wertschätzend begleitet wurde. Auch das Studium an der PH schätze ich sehr, weil man nicht einfach so von einem Tag auf den anderen zur Lehrperson wird: Der Beruf ist anspruchsvoll, und es ist vorteilhaft, wenn man die Chance hat, vor und während des Einstiegs seinen pädagogischen Horizont zu erweitern.

Im Hinblick auf meine Erstausbildung möchte ich gern herausstreichen, dass die Berufslehre ein wunderbarer Einstieg in ein interessantes und erfolgreiches Berufsleben ist. Wir tun gut daran, schon in der Primarschule, erst recht aber auf der Sekundarstufe I, für Schülerinnen und Schülern viele Berührungspunkte zur Arbeitswelt zu schaffen. Dass Kinder an Zukunftstagen einen Einblick in den Berufsalltag der Eltern bekommen, ist eine gute Sache und könnte sicher noch ausgebaut werden. Vielleicht braucht es mehr als einen Zukunftstag im Jahr? In der Beziehung von Schule und Elternhaus erscheint mir der Punkt sehr wichtig, dass wir als Lehrpersonen deutlich machen, dass nicht für jedes Kind der akademische Pfad die beste Lösung darstellt. Es wäre fatal, wenn durch das Streben nach höheren Abschlüssen berufliche Tätigkeitsfelder im Handwerk, in der Landwirtschaft oder im Dienstleistungsbereich austrocknen. Wir sind weiterhin sehr stark darauf angewiesen, dass es motivierten und kompetenten Nachwuchs in diesen Bereichen gibt. Und diese Berufe sind so wertvoll und wichtig wie jeder akademische Beruf. Oftmals ist die Berufslehre der richtige Ort, um die eigenen Stärken zur Geltung zu bringen. Für manche Kinder ist Schule, dann wieder Schule, und dann nochmals Schule der richtige Weg – für andere ist das ein wenig monoton. Da plädiere ich dann als Quereinsteiger ganz entschieden für Vielfalt. Später kann man dann immer noch etwas anderes machen …

Christian Gubler, Primarschullehrer – Primarschule Flüh «Storchennest», Schulweg 17, 4112 Hofstetten-Flüh

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