Blog zum NW-Bildungstag

Kathrin Scholl: Eine Vision der Schule 2030

6. Februar 2023
CH Media/Alex Spichale

Bildung ist das Fundament einer demokratischen Gesellschaft. Bildung trägt wesentlich dazu bei, dass jedes einzelne Individuum, ein selbstverantwortliches Leben führen, sich aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen und seinen Teil zum allgemeinen Wohlstand beitragen kann.

Den Aufgaben der Volksschule kommt angesichts dieser Ansprüche eine zentrale Rolle zu. Einerseits ist sie der Gesellschaft, andererseits dem Individuum verpflichtet. Damit sie diese Herkulesaufgabe meistern kann, braucht sie Menschen, die mit den Ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen in einer pädagogischen Beziehung stehen, Entwicklungen von Kindern und Jugendlichen professionell begleiten, die individuellen Lernprozesse steuern und unterstützen, die Freiraum gewähren und Grenzen setzen, die bei Schwierigkeiten diagnostisch und reflektierend vorgehen und mit grossem Sachverstand, Humor und Leidenschaft diesen wunderbaren Beruf ausüben.

Damit die einzelnen Lehrpersonen ihre Arbeit zum Wohle der Kinder und Jugendlichen ausüben können, sind sie auf eine gut geführte Schule angewiesen, in welcher die unterschiedlichen Bildungsfachpersonen konstruktiv und professionell zusammenarbeiten und ein lern- und arbeitsfreundliches Klima schaffen. Die Erziehungspflichtigen anerkennen die Expertise des Schulpersonals und tragen im Rahmen einer konstruktiven Zusammenarbeit Ihren Beitrag zu einer gelingenden Entwicklung der Kinder und Jugendlichen bei. Die Verantwortlichen stellen den Schulen multifunktionelle Räume sowohl innen wie aussen zur Verfügung, die unterschiedliches pädagogisches Handeln ermöglichen.

Wie könnte das gezeichnete Bild in der Realität ausgestaltet werden?

Zu Beginn steht eine fundierte Ausbildung auf Masterniveau, die sowohl fachwissenschaftliche, pädagogisch didaktische, aber auch diagnostische, heilpädagogische und psychologische Expertisenbildung theoretisch und praktisch ermöglicht. Für die Schulleitenden ist ebenso eine Ausbildung notwendig, die der Komplexität der Führungsaufgabe Rechnung trägt und teilweise abgeschlossen ist, bevor eine Anstellung möglich ist.

Die Volksschule ist eine Schule für alle. Es stehen pro Klasse immer zwei Lehrpersonen zu Verfügung. Während der ersten acht Jahren arbeiten diese auch immer zusammen im Schulzimmer. Auf Sek I Stufe können die Ressourcen je nach Herausforderungen eingesetzt werden.  Schulische Heilpädagog*innen stehen den Teams beratend und unterstützend bei, logopädische Therapien sind in genügendem Umfang möglich und die Schulsozialarbeit ist integraler Bestandteil der Schule. Klassenassistenzen unterstützen da, wo es notwendig und sinnvoll ist.

Bildung und Entwicklung braucht Zeit! Die Neugierde muss Raum haben, Scheitern und daraus Lernen braucht Zeit. Auch Beziehungen aufbauen und voneinander lernen braucht Zeit. Die Abkehr vom 45-Minuten-Stundenplan-Takt eröffnet Möglichkeiten einer vertieften Auseinandersetzung mit Themen und Menschen und ermöglicht so den unterschiedlichen Anforderungen und Ansprüchen, den jeweiligen Individuen möglichst gerecht zu werden. Schulen brauchen daher genügend Gestaltungsraum. Dieser Gestaltungsraum widerspiegelt sich auch in den Schulbauten, die möglichst flexible Raumgestaltung zulassen und den Aussenraum einbeziehen.

All dies ist nur möglich, weil die Gesellschaft den Wert der Bildung auch in Franken erkannt hat und die notwendigen Investitionen als unabdingbar beurteilt. Denn letztlich geht es um uns alle: „Der Gebildete ist einer, der ein möglichst breites und tiefes Verständnis der vielen Möglichkeiten hat, ein menschliches Leben zu leben“ (Peter Bieri).

Kathrin Scholl, alv-Präsidentin

Mehr zu Kathrin Scholl und zum Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (alv)

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