Blog zum NW-Bildungstag

Michael Mittag: Schule besser machen – aber wie?

6. März 2023

Ich bin Michael Mittag – Cartoonzeichner, PH-Dozent und Mitarbeiter im Projekt «Schule 2030». Ich versuche, über Cartoons einen Zugang zu Bildungsveränderung zu finden – was daran schwierig ist, wo es hingehen soll, warum wir nicht jetzt schon da sind, wo wir hinwollen.

Ein grosser Gegensatz in der pädagogischen Literatur besteht zwischen der (wahrgenommenen) Beständigkeit von Bildungseinrichtungen und dem Wunsch nach baldiger und drastischer Verbesserung. Dies insbesondere darum, weil es eine geradezu gigantische Menge von Möglichkeiten gibt, wie man Schule besser machen kann. Alles bestens erforscht und erprobt, vieles mit geringen Mitteln umsetzbar. Nur schon John Hattie hat mittlerweile über 300 Faktoren zusammengetragen, wie man Lernerfolg verbessern kann – mit dem Ergebnis, dass eigentlich fast jede Massnahme wirksam ist, einige einfach stärker als andere. Allen voran die kollektive Wirksamkeitserwartung (d = 1,34), etwas forsch interpretiert: Wenn Lehrpersonen die Verantwortung übernehmen, Lernprozesse zu verbessern, dann schaffen sie das auch, und zwar auf einem geradezu erschütternd hohen Niveau.

Dem gegenüber die sehr tiefe Wirksamkeit von umfassenden Unterrichtsreformen (d = 0,28), oder anders gesagt: Soweit man Daten hat, hat noch nie eine tiefgreifende Veränderung im Schulsystem zu starken Verbesserungen geführt, zumindest was die Schulleistung anbelangt.

Gegensätze sind in Bildungsdiskussionen allgegenwärtig, und ein einfaches Fazit scheint an dieser Stelle nicht in Reichweite. Entscheidend sind aber in jedem Fall engagierte Lehrpersonen, welche die Verantwortung für gesellschaftliche Anliegen aufnehmen – auch wenn wir gesamtgesellschaftlich vielleicht gerade keinen Plan haben, wie wir Schule insgesamt entscheidend verbessern können.

Michael Mittag

Literatur:

Hattie, John, Wolfgang Beywl, and Klaus Zierer. Lernen sichtbar machen. Schneider-Verlag Hohengehren, 2013.

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